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Das "Real Organic Project" Symposium 2019

Die Zukunft der biologischen Landwirtschaft

2. März 2019 -  Unter dem Motto "Feed the Soil, Feed the Planet" beschäftigt sich das „Real Organic Project“ mit der Frage nach der Zukunft der biologischen Landwirtschaft. Die Redner kamen aus allen Teilen der USA, um auf wissenschaftlich hohem Niveau die zunehmende Aushöhlung der ökologischen Qualitätsstandards durch Großkonzerne zu diskutieren.

Real Organic Project Symposium Dartmouth 1Die Lösung wird wohl darin liegen ein neues Zusatz-Label mit transparenten Qualitätsstandards für „Bio-Lebensmittel“ zu definieren. Passend zum hohen Qualitätsanspruch des "Real Organic Projects" fand diese Veranstaltung auf dem Campus der Elite-Universität „Dartmouth“ in New Hampshire, USA statt. Auf dem Campus der Universität gibt es ebenfalls eine "Dartmouth Organic Farm". Nachfolgend möchte ich Euch die Höhepunkte dieser ganz besonderen Veranstaltung vorstellen:

Gründe für Bio-Lebensmittel

Real Organic Project Symposium Dartmouth 2Die erste Rednerin Harriet Behar zertifiziert im Auftrag der amerikanischen Behörde "USDA" ökologische Landwirtschaftsbetriebe im Bundesstaat Wisconsin. Sie zählte in Ihrem Vortrag die wichtigsten Gründe dafür auf, warum sich Konsumenten für den Kauf von Bio-Lebensmitteln entscheiden: a) Schwere Krankheiten in der Familie b) Umweltschutz c) Die Abwendung von der Chemie-Industrie und die Hinwendung zu den natürlichen Kreisläufen. Jay Feldman von der Organisation „Beyond Pesticides“ griff genau diesen Punkt auf und betonte abermals die große Gesundheitsbelastung für uns und unsere Kinder durch den übermäßigen Einsatz von chemischen Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden.

Real Organic Project Symposium Dartmouth 3Vorzeigebeispiele

Cameron Molberg präsentierte ein Muster-Beispiel für eine vorbildlich geführte Hühner-Farm. Die Hühner leben dauerhaft in einem Freilandstall und alle ökologischen Futtermittel kommen aus der Region. Ein weiteres Vorzeige-Beispiel ist der von Caitlin Frame und Ihrem Mann geführte Bauernhof „The Milk House“ in Maine. Hier wird aus bester Heumilch von glücklichen Kühen hochqualitativer Joghurt hergestellt. Im krassen Kontrast hierzu setzen viele Großbetriebe im „Bio-Sektor“ auf sogenannte CAFOs, die eigentlich als Massentierhaltung einzustufen sind. Auf der Umverpackung wird jedoch mit bunten Bildern einer „heilen Bio-Welt“ geworben. Alan Lewis, der seit vielen Jahrzehnten im Lebensmittel-Großhandel arbeitet, betonte abermals wie wichtig es ist bei der Herkunft von Lebensmitteln genau hinzuschauen.

Soil Health and Human Health

Real Organic Project Symposium Dartmouth 4Auf wissenschaftliche und zugleich gut verständliche Art und Weise betonte Anne Biklé, den untrennbaren Zusammenhang zwischen „Soil Health and Human Health“- der zentralen Bedeutung eines intakten Humusbodens für die menschliche Gesundheit. Im Anschluss wurde der Leiterin des NOFA Vermont, Enid Wonnacott, gedacht, die sich über 31 Jahre unermüdlich für den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft in Vermont und New England einsetzte.

Die Rolle des Lebensmittel Großhandels

Real Organic Project Symposium Dartmouth 5Beim lockeren Plausch am Mittagstisch erfuhren wir, wie die Lebensmittel-Großhändler Ihre Machtposition missbrauchen und die Landwirte gezielt im Preis drücken. Manche Produkte werden überhaupt nicht in die Listung aufgenommen. Unfairer Weise muss der Bauer seine eigene Ware teilweise kostenpflichtig zurücknehmen. Hugh Kent aus Florida berichtete über einen weiteren Skandal: der zunehmende Anbau von Blaubeeren in Plastikeimern. Dabei werden die Pflanzen nicht einmal mehr in die Erde gepflanzt, sondern werden künstlich, quasi per Infusion, über einen Plastikschlauch ernährt. Laut USDA gilt diese als „Hydroponic“ bezeichnete Methode als „certified organic“.

Real Organic Project Symposium Dartmouth 6Landwirtschafts-Pioniere

Der Landwirtschafts-Pionier Francis Thicke legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die Freilandhaltung von Rindern und Milchkühen. Vergleichbar zu den durch die Prärie wandernden Bisons lässt er seine Rinder in einer Art Rotationsprinzip über die Felder weiden. Die Felder werden durch die grasenden Rinder laufend gedüngt und können sich dann anschließend erholen. Das Wurzelwachstum des Grases ist dadurch außergewöhnlich tief. Ein unschätzbarer Beitrag zum Aufbau der lebendigen Humusschicht im Boden. Dave Mortensen rief zu mehr Engagement in der Wissenschafts- und Forschungsszene auf. Auch hier fristet die biologische Landwirtschaft häufig nur ein Nischendasein.

Real Organic Project Symposium Dartmouth 7Emily Oakley berichtete vom Ziel Ihre Äcker mit möglichst wenig Dünger zu bewirtschaften. Der Boden soll sich über Gründüngung selbst regenerieren. Im Anschluss daran berichtete Paul Muller von seiner Farm. Diese liegt in Kalifornien und umfasst 400 Acres. Der Bio-Pionier legt besonderen Wert auf die sensiblen Zusammenhänge zwischen dem fruchtbaren Boden und dem Stellwert von Tieren. Er zeigte ebenfalls auf wie man sich mit seinen Kunden über eine sogenannte CSA (Community Supported Agriculture) erfolgreich verbinden kann.

Die Geburtsstunde des "Real Organic Projects"

Real Organic Project Symposium Dartmouth 8Der Initiator des „Real Organic Projects” Dave Chapman aus Vermont zeigte auf, dass es leider nicht gelang die Aufsichtsbehörde USDA davon zu überzeugen gegen die Missstände (Hydroponics, CAFOs etc.) vorzugehen. Die einzige Alternative sei deshalb die Etablierung eines glaubwürdigen Zusatz-Labels für echte Bio-Lebensmittel, die in der Regel von kleinen und mittleren Bauernhöfen im Familienbesitz stammen. Die neuen Standards sollen deutlich höher sein als im aktuellen „USDA-Organic-Label" und aufgeklärten Verbrauchern bei der Kaufentscheidung helfen.

Der fruchtbare Boden als Grundlage des Lebens

Real Organic Project Symposium Dartmouth 9Eliot Coleman von der „Four-Season-Farm” in Maine gab die krönende Abschlussrede. Die Kernbotschaft aus über fünfzig Jahren als Bio-Bauer lautet: Der fruchtbare Bodes ist die Grundlage allen Lebens und auch unserer Gesundheit. In diesem Sinne ist es höchste Zeit für eine grundlegende Erneuerung der biologischen Landwirtschaft durch das „Real Organic Label“.

Link zur offiziellen Homepage des „Real Organic Projects“
Link zur offiziellen Homepage von NOFA Vermont

© 2019, Johannes Beyersdorff, Heilpraktiker in München

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